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Der Lagerbereich von Plaszow

 

Betritt man heute den Häftlingsbereich in Plaszow ist von den damaligen Gräueltaten, die Inhaftierte erleiden mussten nicht mehr viel zu sehen. Wenn man genau hinsieht kann man noch einige Spuren entdecken.

 

Ein wichtiger Teil ist der alte jüdische Friedhof auf dem Gelände des K.L. Plaszow. Es war der Friedhof der Gemeinde Podgórze. Heute liegen immer noch Grabsteine auf diesem Teil des Geländes. Als das Lager im Sommer 1940 aber errichtet wurde, sollten dieser Friedhof und der neue jüdische Friedhof, die Teil des Geländes waren, damit entehrt werden. Der ganze östliche Teil des alten Friedhofes wurde zerstört für die Baderäume der Häftlinge. Die Lagerinsassen mussten die Grabsteine zerkleinern die später dann als Fragmente für die Treppen der SS-Häuser und für einen Weg im Lager benutzt wurden.

 

Der Appellplatz

 

Ein weiterer wichtiger Punkt in dem K.L. Plaszow ist der Appellplatz, der nur noch durch die umliegenden Wege die diesen eingrenzen zu erkennen ist, da die Häftlinge hier zu den Morgen- und Abendappellen meist über Stunden ruhig in Reihe und Glied stehen mussten. Dieser Zeitraum verlängerte sich wenn sich besondere Vorfälle ereigneten, wie z.B. eine gelungene Flucht.

 

„Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Ich weiß nicht, ob wir hier einen Tag oder vielleicht schon einen Monat stehen. Wir stehen und stehen, man darf sich nicht setzen, man darf nicht in die Hocke gehen. Der Tag vergeht. Wir haben nicht einmal Wasser zum Trinken bekommen. Die Nacht bricht herein. Die Deutschen schreiten die Reihen ab. Sie sind überall. Wenn sie sehen, daß sich jemand hingekauert hat, zerren sie ihn aus der Reihe, prügeln ihn auf eine brutale Weise, treten ihn gegen den Kopf. In der Dunkelheit sieht man die Umrisse der Ermordeten und Gefolterten kaum, die reglos auf der Erde liegen.“ (Stella Müller Madej in: Löw/ Ruth, Juden in Krakau)

 

Aber auf dem Appellplatz fanden noch viele andere schreckliche Vorkommnisse statt. So fand dort eine Selektion statt, der Gesundheitsappell. Bei diesem mussten die Lagerinsassen nackt antreten und wurden gemustert, wobei arbeitsunfähige Häftlinge, was dort schon das tragen einer Brille oder eine Wunde am Körper sein konnte,  für eine Deportation, die eine Woche später folgen sollte, ausgesucht wurden. An dem Tag der Deportation wurden auch die Kinder unter 14 nach Auschwitz gebracht. Dieser Deportation entgingen nur wenige Kinder, die sich im Lager verstecken konnten. Auch benutzte Göth den Platz um Häftlingen seine grausamen Methoden näher zubringen.

 

„Von weitem ist eine mächtige Gestalt auf einem Pferd zu erkennen: Es ist Kommandant Amon Göth. Neben ihm stehen zwei Häftlinge und halten eine riesige Leinwand hoch, auf der etwas steht. Jeder Block hält auf der Höhe des Kommandanten an, bleibt einen Moment stehen und geht dann weiter. Jedenfalls hat es keinen solchen Vorbeimarsch gegeben, seit wir im Lager sind. Der Kapo bleibt stehen, brüllt: ‚Aaachtung! Augen links!’ Gut gedrillt blickt unsere Gruppe zu Amon Göth und den Häftlingen mit der Leinwand. Satzfetzen dringen zu mir: daß bei mangelnder Disziplin oder Auflehnung jeder genauso umkommen werde. Wie erstarrt stehe ich da. Verstehe nicht. Kralle die Fingernägel in meine Handflächen. Vor uns liegen die kerzengrade ausgerichteten Körper [...]. Tot. Ich kann den Blick nicht von den Fliegen abwenden, die in die offenen Münder und Nasenlöcher der Leichen krabbeln.“ (Stella Müller Madej in: Löw/ Ruth, Juden in Krakau)

 

 

Unterkunft und Versorgung

 

Links und rechts neben dem Appellplatz standen die Baracken der männlichen Häftlinge, heute ist davon nichts mehr zu sehen. Geht man oberhalb des Appellplatzes den Weg an den Männerbaracken vorbei kommt man zum Bereich der weiblichen Inhaftierten. Vo diesen beiden Lagerbereichen ist kaum noch etwas vorhanden. Es sind nur noch Spuren der Frauenbaracke 13 und der Männerlatrine 32 zusehen. Als die Häftlinge im März 1943 nach Plaszow kamen waren nicht alle Baracken fertiggestellt, bei einigen fehlten sogar die Dächer. Häftlinge mussten sogar weiter Aufbauen um mehr Platz in dem eh schon überfüllten Lager Plaszow für neue Häftlinge zu schaffen.

 

„Große Lkws brachten Barackenteile zu einem bestimmten Platz im Lager, und von dort mußten wir riesige Segmente durch felsiges Gelände mit stacheligem Gestrüpp auf Anhöhen hinaufschleppen, wo neue Baracken gebaut wurden. Es gab überhaupt keinen Weg zur Baustelle, wir waren gezwungen, mit überschweren Lasten durch gefährliches Gelände zu stolpern. Auch waren zum Schleppen der Bauteile zu wenige Arbeiter eingesetzt, was häufig zu Unfällen führte. Bein- und Handbrüche waren an der Tagesordnung, änderten aber gar nichts. Verletzte blieben oft stundenlang an Ort und Stelle liegen. Hier war die Hölle los, das konnte kein gutes Ende nehmen ... Arbeit unter diesen Bedingungen war brutale Folter ... Ich war in eine trostlose Lage geraten und witterte Lebensgefahr. Auf Dauer war ich körperlich nicht fähig, diese Arbeit zu leisten.“ (Helmut Steinitz in: Löw/ Roth, Juden in Krakau, S.198)

 

Es herrschte eine unzureichende Wasserversorgung und Mangelernährung im Lager. Die Ernähung im Lager bestand aus einer Kaffeeähnlichen, dünnen Brühe, einer dünnen Suppe und 180 Gramm Brot.

 

Geht man denn Weg an den Barackenbereichen vorbei kommt man zu dem Platz wo damals das Lagerkrankenhaus stand. In dieser Krankenbaracke behandelten jüdische Ärzte unter der Leitung des SS-Oberscharführers Hermann Büttner die kranken Häftlinge. Durch die harte Arbeit und die schlechten Lebensbedingungen im Lager war die Krankenbaracke meist überfüllt, dazu kam das der leitende Arzt Leon Gross leicht beeinflussbar war und genoss eher seine Privilegien, statt sich um das Wohlbefinden der Patienten zu kümmern. Durch die Überfüllung kamen die Ärzte und Pfleger ihrer arbeit kaum nach, außerdem war die Ausstattung unzureichend und es standen wenige Medikamente zur Verfügung. Die Versorgung der Krankenbaracke war trotzdem so „gut“ dass das Krankenrevier nicht lange Gemieden wurde, im Gegensatz zu anderen Lagern. Gesunde Häftlinge konnten hier vorrübergehend Zuflucht suchen vor der SS-Gewalt. Doch sicher war dieser Ort nicht. Man konnte zwar der den willkürlichen Strafen der SS entgehen doch es passierte öfters das Patienten fortgeführt und erschossen wurden. Einen sicheren Ort gab es im Lager nicht.

 

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