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MONTELUPICH

 

Einrichtung

 

Nach dem Einmarsch der deutschen Einheiten in Krakau im September 1939 und der Einrichtung einer deutschen Verwaltung auf dem Gebiet des Generalgouvernements, übernahm die Besatzungsmacht die Gebäude des vorherigen Untersuchungs- und Militärgefängnisses an der Montelupichstraße 7. Während des Krieges hielt die Gestapo (Geheime Staatspolizei) dort vor allem Häftlinge im Untersuchungstrakt, aber auch viele, während der Razzien und auf Anordnung der Polizeigewalten festgenommene Personen in Arrest. Es befanden sich dort außerdem Menschen, die als politische Häftlinge außerhalb des Generalgouvernements festgenommen worden waren. Aus dem Gefängnis Montelupich schickte man zudem eine Vielzahl von Transporten in die Konzentrationslager. Brutale Verhöre, unmenschliche Bedingungen und zahlreiche Exekutionen wurden ebenfalls auf dem Gefängnisgelände durchgeführt, aber auch in seiner nahesten Umgebung – Montelupich als Ort wurde damit zu einem Symbol des Terrors der deutschen Besatzer in Krakau. In den Jahren 1939-1945 gingen durch das Gefängnis Montelupich etwa 50.000 Menschen. Festgehalten wurden dort vor allem Polen und Juden.

 

Entwicklung und Haftbedingungen

Das Gefängnis an der Montelupich-Straße war in Krakau das zweite seiner Art nach dem Sitz der Gestapo in der Pomorska-Straße in der Stadt, wo die deutsche Sicherheitspolizei Verhöre durchführte. Seit 1941 befand sich dort zu diesem Zwecke ein besonderer Raum. Ausgestattet war dieser mit Haken, Handschellen, Halsbändern und vielen anderen Folterinstrumenten. Für das Ziel der Erpressung von Geständnissen, unterzog man die Häftlinge ungewöhnlich grausamer Folterungen, die des öfteren zum Tode des Häftlings führten. In das Gefängnis Montelupich wurden zudem Professoren der Krakauer Universität gebracht, bevor man sie im Rahmen der Sonderaktion Krakau im November 1939 nach Sachsenhausen brachte.      

Im September 1941 betrug die Zahl der Gefangenen 500-600 und ihre Anzahl stieg weiterhin. Aus diesem Grund entstand in dieser Zeit im rechten Seitenflügel des Armenhauses eine Frauenabteilung des Gefängnisses Montelupich: "Sicherheits-polizeigefängnis – Montelupich Kloster" oder "Kloster" wie es die Einwohner Krakaus bezeichneten. Die Lebensbedingungen in dem Gefängnis waren eines der spürbarsten Elemente der Repression. Der Hunger der Häftlingsfrauen, die überfüllten Zellen, die katastrophalen hygienischen Bedingungen, der physische und psychische Terror waren an der Tagesordnung. Als Folge brachen im Gefängnis Epidemien aus, besonders Typhus. Die erste Typhusepidemie war im Dezember 1941, die nächste Ende 1943, welche bis zum März 1944 anhielt. Als Folge der schlechten Bedingungen und der unzureichenden medizinischen Versorgung starben viele der Insassen.        

Neben der hohen Sterblichkeit aufgrund der schlechten Bedingungen, war das Gefängnisgelände zudem Ort von Exekutionen, die auf Grundlage von polizeilichen Urteilen des deutschen Sondergerichts durchgeführt wurden sowie einfache, willkürliche Tötungen (zum Beispiel im Zuge von Verhören). In der Regel wurden die Häftlinge durch einen Schuss in den Hinterkopf, das Genick, oder die Schläfe getötet. Zeugen berichteten, dass auf dem Gelände des Gefängnisses Exekutionen einige Male in der Woche durchgeführt wurden. Außerdem verübte man außerhalb des Gefängnisses eine Reihe von Massenhinrichtungen. Die größte Exekution, darunter waren Häftlinge aus Montelupich, wurde am 2. Februar 1944 in den Orten Krzesławice, Przegorzały, Puszczy Niepołomicka und in Podłęż durchgeführt, bei der einhundert polnische Häftlinge in Reaktion auf ein Attentat der Polnischen Heimatarmee auf Generalgouverneur Hans Frank. Am 27. Mai 1944 wurden an der Botanischen Straße 40 Häftlinge und auf dem Hügel an der Kamedulska-Glinnik Straße 1000 Menschen erschossen.

5. Mit der Zeit wurde das Gefängnis Montelupich ein Ort, von dem aus Transporte in die deutschen Konzentrationslager ausgingen, insbesondere in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, aber auch in andere Lager (Ravensbrück, Sachsenhausen, Groß-Rosen). Der erste Transport nach Auschwitz fuhr aus Monetelupich am 18. Juli 1940 ab. Im Zuge der nächsten vier Jahre gingen aus Krakau 186 Transporte ab, in denen sich etwa 11.350 Personen befanden. Wenn man die Transporte aus anderen deutschen Gefängnissen berücksichtigt, beträgt die Anzahl der in das nahegelegene Auschwitz transportierten Menschen etwa 14.000 bis 16.000.

6. In der Zeit der Besatzung sind mindestens 27 Fluchtversuche aus Montelupich verzeichnet. Manche von ihnen endeten glücklich. Im ersten Zeitraum des Bestehens des Gefängnisses, als in den Zellen noch viel Ausrüstung aus dem Vorkriegsarrest vorhanden waren, war die Organisation von Fluchten leichter. Mit der Zeit wurde die Bewachung schärfer. Man floh aus dem Hauptgebäude (in dem man die Gitter aufbrach), aus dem Gefängnishospital oder von den Arbeitsstellen, die sich außerhalb des Gefängnisses befanden. Zu den bekanntesten Fluchten gehört die des 2. Juli 1940 als aus der sog. Todeszelle (Nr. 87) unter anderem Stanisław Marusarz i Aleksander Bugajski fliehen konnten.

Die Häftlinge konnten zum Teil mit der Hilfe der Gesellschaft rechnen. Unter Egide des Städtischen Hilfsrates (später des Polnischen Hilfskomitees der Stadt Krakau) arbeitete eine Abteilung zur Hilfe der Häftlinge und ihrer Familien, genannt Patronat. Seine Hauptaufgabe in der auch den Häftlingen von Montelupich bereit gestellten Lebensmitteln, Unterwäsche, Medizin, in der Übergabe von Paketen der Angehörigen, die Betreuung der sich im Häftlingshospital befindlichen, der Hilfe inhaftierten Familien. Zudem organisierte man eine Reihe von karikativen Aktionen, z.B. Heilige für Montelupich, wo man Hilfsgelder für die Häftlinge sammelte.

Eine ungewöhnlich wichtige Rolle in Bezug auf die Hilfe spielte die Versammlung der Schwester der Barmherzigkeit (die Edelweißen), die auf Anfrage des Magistrats die Ernähung der Häftlinge sicherten. Die Edelweißen entfalteten schnell eine breiten karikativen Aktionsrahmen, unter anderem bereiteten sie Mahlzeiten vor, die die damals den Häftlingen verabreichte tägliche Norm an Nahrungsmitteln weit übertraf. Sie organisierten zudem illegale Treffen bzw. den Kontakt zu Geistlichen. Im Januar 1941 wurde sich die Gestapo des Umfanges der Tätigkeit der Edelweißen bewusst, nahm die Lebensmittel der Häftlinge weg und beendete den Kontakt der Häftlinge mit den Schwestern.

8. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Krakau, übernahm der sowjetische Geheimdienst NKWD das von der Gestapo verlassene Montelupich-Gebäude. Außer den deutschen Kriegsgefangenen hielt man hier polnische Zivilisten sowie Soldaten der Polnischen Untergrundarmee in Gewahrsam. Von den umgebenen Bahnrampen wurden Häftlinge ins Innere der UdSSR gebracht, unter ihnen Jan Lasota, der Chef des Stabes des Kreises der Armia Krajowa in Krakau sowie Oberst Przemysław Nakoniecznikoff-Klukowski, ein Soldat der Geheimen Spezialeinheit der polnischen Armee. Der letzte Transport verließ Krakau am 23. April 1945.

9. Gegenwärtig befindet sich im Gebäude an der Montelupich 7 das Krakauer Untersuchungsgefängnis.

Quellen: Materialien des IPN, Muzeum Oskar Schindler in Krakau.

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