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Das Jüdische Ghetto in Krakau

 

Entstehung

 

Nach Ansicht von Hans Frank sollten von den

in Krakau lebenden etwa 65.000 Juden nur

einige Tausend dringende benötigte

Handwerker in der Stadt bleiben:

„[denn] es sei unmöglich, dass die

Repräsentanten dieses Reiches gezwungen

seien, beim Betreten oder Verlassen des

Hauses mit Juden zusammenzutreffen,

dass die der Gefahr unterlägen

von Seuchen befallen zu werden.“

So forcierten die deutschen Behörden

die Umsiedlungsbemühungen in andere

Teile des Generalgouvernements

(zu Beginn „freiwillig“,

später dann zwangsweise). Doch waren bis Mitte 1941 nur einige Tausend, z.T. wegen der fraglichen sozialen Situation am Ankunftsort nur wenige Tausend Menschen aus der Stadt gezogen. Oft war es die Unsicherheit der Menschen, was wohl ein Wegzug bringen würde, die sie zum Bleiben veranlassten. So beschrieb Halina Nelken im Oktober 1940 die Situation so: „Die Leute kombinieren dies und das, die einen denken, gerade in Krakau sei es am sichersten, die anderen fahren in die Provinz.“ (Nelken, Freiheit will ich noch erleben, 1996). Die Zwangsaussiedlung in Krakau scheiterte.

 

Am 3. März 1941 wurde die Errichtung des sog. „Jüdischen Wohnbezirkes“ angeordnet und ca. 2 Wochen ließ man den Juden Krakaus Zeit, um in den damals herunter gekommen Stadtteil Podgórze umzuziehen. Sowohl auf nichtjüdischer polnischer Seite als auch auf jüdischer Seite machte sich Widerstand breit, der sich in Protesten, Bittschreiben und ähnlichem an die deutschen Besatzer äußerte – jedoch ohne Erfolg: „Offene Lastwagen und Möbelwagen, die mit Gerümpel beladen überladen waren, zogen in die eine Richtung, und in der Gegenrichtung waren Polen unterwegs, denn die Bewohner dieses Teils von Podgórze mussten für uns ihre Wohnungen frei machen. Kazimierz [der Stadtteil Krakaus, in dem vorher sehr viele Juden gelebt hatten] würde auf einmal voller „Arier“ sein.“ (Nelken, Freiheit will ich noch erleben, 1996).

 

 

Lebensbedingungen

 

Die Bedingungen, die die Krakauer Juden im Ghetto vorfanden, waren furchtbar. Wegen des Raummangels der nur etwa 300 bereitgestellten, aber oft herunter gekommenen Häuser lebten häufig Dutzende Personen in einem Raum. Auch die Flucht nach draußen an die frische Luft zeigte die engen Grenzen des Ghettoareals, welches man innerhalb weniger Minuten durchlaufen konnte. Abgegrenzt durch einen Stacheldraht, der später durch eine hohe Mauer, die, zynischerweise, an jüdische Grabsteine erinnerte, ersetzt wurde, lebte man auf engstem Raum und es gab nur wenige Möglichkeiten eines Austausches von Waren mit der Welt außerhalb. Hunger, Kälte, Mutlosigkeit und Verbitterung bestimmten das Leben der Bevölkerung in dem von einer fremden Macht definierten Raum. Und doch taten sich im Laufe der Zeit innerhalb der Ghettogesellschaft krasse soziale Unterschiede auf und häufig konnte die Kollaboration mit den deutschen Behörden und deren Unterstützung einen sozialen Aufstieg bedeuten. 

 

Trotz der schrecklichen Lage in der sich die meisten Menschen befanden, versuchten diese aus ihrer Lager das beste zu machen und so gab es alsbald einen Frisörsalon, eine Apotheke, Geschäfte, ein Cafe und auch Musik konnte man aus der einen oder anderen Ecke vernehmen - die Menschen versuchten eine Art von Alltag im Ghetto zu schaffen, Kinder in häufig geheimen Schulen ein gewisses Maß an Bildung zukommen zu lassen.

 

Zum Überleben notwendig war eine Arbeitsstelle, von denen es außerhalb des Ghettos eine Zeitlang einige gab, wie z.B. am Flughafen oder bei Oskar Schindler und seiner berühmt gewordenen Emaillenwarenfabrik. Der für die Arbeit außerhalb notwendige Passierschein bedeutete für nicht wenige eine Möglichkeit an Lebensmittel heranzukommen. Auch innerhalb des Ghettos wurden einige Werkstätte und Fabriken, wie z.B. jene von Julius Madritsch (Textilien) als Arbeitsstätte genutzt. Die Behandlung der Juden in den Fabriken war sehr unterschiedlich.  

 

Die deutschen Behörden überwiesen die geringen Löhne dem Judenrat, der diese z.T. durch die jüdische Selbsthilfeorganisation in der ul. Józefińska an die Arbeiter weiterleitete, andererseits jedoch auch einen Teil zur Finanzierung von Fürsorgeaktivitäten und sozialen Einrichtungen für die Ghettobevölkerung nutzte. Dies betraf z.B. das Krankenhaus, ein Seuchenkrankenhaus, das aufgrund einiger Typhusfälle gegründet wurde, ein Waisenhaus, deren Zahl Hilfebedürftiger im Laufe der Zeit immer mehr zu nahm, und die Jüdische Soziale Selbsthilfe unter Michał Weichert, deren Mitglieder versuchten eine Vielzahl von  Besserungen im Ghetto zu erreichen.

 

 

Verschärfung der Lage und Räumung(en)

 

Ab Oktober 1941 wurde auf Anordnung von Hans Frank jeder, außerhalb des Ghettos, ohne Passierschein anzutreffender Jude, erschossen, das gleiche galt fortan für Polen, die außerhalb der Ghettomauern Juden versteckt hielten. Schikanen, wie die Anordnung der Besatzer alle Wintermäntel für die deutschen Soldaten im Osten abzugeben und die generelle Lebensmittelsituation führten zu immer mehr Opfern. Ständig wurden nun Razzien durchgeführt, um die Juden zum Schneeschaufeln und anderen Arbeiten einzusetzen, bevor man begann sog. „arbeitsunfähige“ Menschen planmäßig aus dem Ghetto in die eigens zur Vernichtung geschaffenen Orte Bełżec, Majdanek und Auschwitz zu deportieren.

 

Die sog. „Aktion Reinhardt“, die planmäßige Vernichtung der Juden im Generalgouvernement begann für die Krakauer Jüdische Bevölkerung mit den ersten Deportationen nach Bełżec. Bis in das Jahr 1943 wurde das Ghetto kontinuierlich verkleinert bis zur völligen Auflösung und der Ausnutzung seiner Überlebenden im Arbeits- und Konzentrationslager Plaszow.

 

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