
BILDUNGSAUSTAUSCH
KRAKOW WEIMAR

Entstehung
Das Zwangsarbeitslager Plaszow entstand im Herbst 1942 für die aus dem Ghetto Krakau verbliebene jüdische Bevölkerung. Das jüdische Ghetto selbst wurde am 13. März 1943 vollständig liquidiert. Seine ursprüngliche Funktion eines Zwangsarbeitslagers wurde am 10. Januar dahingehend verändert, dass es zu einem Konzentrationslager gewandelt wurde.
Wir waren ständig hungrig. Morgens bekamen wir ein Gesöff, das man Kaffee nannte. Natürlich ohne Zucker, und dazu ein Stück Brot, welches in seinem Geschmack an Sägespäne erinnerte. Nachmittags bewirtete man uns mit einer wässrigen Suppe. In ihr schwamm etwas Grieß und irgendein Gemüse. Am Abend bekamen wir nur eine Tasse Kaffee. (...) Diejenigen, die es nicht aushielten und die ganze Portion Brot am Morgen aßen, legten sich hungrig hin. Aber nicht nur sie. Der Diebstahl von Backwaren, deren Verstecken, gewöhnlich unter jemandem Lumpen auf dessen Pritsche waren recht häufig. In diesen erzwungenen Bedingungen mussten wir leben, es war schwierig Anständigkeit und Loyalität unter den Mitgefangenen einzufordern.“ (Quelle/ zrodlo??)
Strafen
Auf jedem Schritt wurden die Häftlinge beaufsichtigt, beobachtet und überwacht. Für die geringsten Verfehlungen erhielten sie absurde Strafen. Jeder Häftling, der während des Appells nicht eine gerade Körperhaltung aufwies, bekam Schläge. Selbst die sanfteste Strafe, übertraf jedwede Norm menschlicher Würde.
Man bekam 25-50 Peitschenhiebe, in Ausnahmesituation gar 100. Die Durchführung der Strafen wurden häufig öffentlich durchgeführt. Der Geschundene selbst musste die Schläge mitzählen, wenn er ohnmächtig, belebte man ihn mit einem Kübel kalten Wassers wieder und begann von vorn mit den Schlägen
Die SS besaß eine Vielzahl von Formen zum Erhalt des Gehorsams im Lager. Eine von diesen war der Stehbunker, eine Zelle in der man zur Strafe stehen musste. Die betreffende Person wurde, gewöhnlich nach einem Arbeitstag, in eine Kammer geschickt, deren Fußboden aus einem Quadrat mit 60 cm Seitenlänge bestand. Die Luft kam durch ein kleines Schlüsselloch. Der Häftling blieb in der Zelle bis zum nächsten Tag, um sich am Morgen wiederum zur Arbeit zu bewegen. Der Häftling bekam zudem keinerlei Verpflegung.
Strafen bestanden zudem in der Zuweisung zu schwererer Arbeit. Als schwerste Arbeit angesehen war die Zuteilung zur „Strafkompanie“. Deren Mitglieder wurden zur Arbeit in den Steinbrüchen geschickt. Eine Arbeitszeit von zum Teil 4.00 Uhr bis 22.00 Uhr ergab eine der drakonischsten Strafen. Jedem stand zudem nur die Hälfte einer normalen Verpflegungsration zu.
Unterbringung
Wenn man sich vorstellt, dass in Zeiten seiner höchsten Belegung ca. 25.000 Menschen auf ca. 80 ha in 180 Wohn- und Wirtschaftsbaracken konzentriert wurden, ist klar, dass es zu einer Vernachlässigung der Hygiene und Ausbreitung von Krankheiten kommen musste. Erst in der letzten Phase des Bestehens des Lagers wurde ein Desinfektionsbereich – das Bad – eingerichtet. Es befand sich in einer großen Baracke, in der 160 Duschhähne an der Decke sowie 16 zusätzliche Vorrichtungen an den Seitenwänden angebracht waren. Im Bad voneinander getrennt waren Aus- und Umkleideräume, in denen die Häftlingskleidung desinfiziert wurde. In einem eigenen Raum arbeiteten acht feste jüdische Friseure. Gleichzeitig konnten im Bad sich ca. 250 Häftlinge aufhalten, die einmal im Monat nach der Arbeit zwischen 17 Uhr und 5 Uhr hergeschickt wurden.
„Leere dreistöckige Pritschen sollten nicht nur zum Schlafen dienen, sondern auch der Unterbringung der restlichen Habe. Die einzigen Möbelstücke bestanden aus einem Tisch und Bänken für ca. 10 Personen. Anfangs blieben die Männer sprachlos und völlig erstarrt vor den Pritschen stehen, an deren Anblick man sich erst gewöhnen mußte, mit dem man sich aber nur schwer abfinden konnte. Hier sollten Hunderte Männer hausen. Sitzmöglichkeiten bestanden nur auf der untersten Pritsche, wenn sie frei war. Jetzt glich das elende Getto einem Paradies, derart schockierend wirkte die neue Situation.“ 1
Dies war Helmut Steinitz erster Eindruck als er im Dezember 1943 in das Konzentrationslager Plaszow kam.
Jeder, der aus dieser Hölle auf Erden flüchten wollte, hatte keine leichte Aufgabe. Das Lager war von einem Stacheldrahtzaun umringt, der elektrisch geladen war. Alle paar Meter befanden sich zudem Wachtürme.
1 Helmut Steinitz, Junge, S.244., in Löw/Roth, Juden in Krakau, S.195